Voodoo bringt man allgemein eher mit der Karibik, vielleicht auch noch mit den amerikanischen Südstaaten in Verbindung. Aber als ich für meine Dämonengeschichte recherchiert habe, bin ich auf sehr interessante Dinge zum Thema Flüche und Schadenszauber gestoßen.
Flüche in Blei
Aus der Antike ist die Sitte ziemlich bekannt, Flüche gegen Personen und Bindezauber in dünne Bleitafeln zu ritzen. Die klassische Methode bestand offenbar darin, sie anschließend in einem frischen Grab zu verbuddeln und dabei den Geist des Toten zu beschwören. Als besonders wirksam galten die Gräber durch Gewalt Verstorbener. Vielleicht hielt man deren Totengeister für besonders aktiv. Man hat diese Tafeln je nach Zweck aber auch in Amphitheatern, Heiligtümern und Flüssen versenkt, vor Türschwellen vergraben oder in Mauern gesteckt.
Die Bandbreite dieser Bannsprüche und Flüche ist hoch. Sie reichen von Liebeszaubern (XY soll keine/n andere/n heiraten) bis hin zu Todeswünschen (XY soll zugrunde gehen). Genauso können sie sich aber auch gegen einzelne Gliedmaßen richten oder auf den Ausgang eines Wagenrennens oder Prozesses.
Hühneropfer und Voodoo-Puppen

Und wo ist jetzt der Bezug zum Voodoo? Der kommt jetzt: In einigen Fällen wurden die Bleitafeln nämlich um Hühnerknochen gewickelt, vermutlich um die Wirkung des Fluchs zu verstärken. Opfergaben, gerade von Hühnern, sind nun klassischer Bestandteil des Vodoo. In der Praxis der Fluchtafeln waren Opfer kein notwendiger Bestandteil, es gibt aber durchaus auch schriftliche Zeugnisse. So soll z. B. das Herausreißen und anschließende Durchbohren der Zunge eines Hahns den (mit dem Text auf der Tafel Verfluchten) zum Verstummen bringen.
Sogar „Voodoo-Puppen“ wurden in Europa gefunden. Z.B. in Mainz, im Heiligtum der Isis und Mater Magna.

Dabei handelt es sich um Figürchen aus Ton, Wachs, Bronze oder Blei, in die mit Nägeln durchbohrt oder auf andere Weise verstümmelt wurden. Teilweise waren sie sogar mit Namen versehen.
Ob es sich dabei tatsächlich um „echten“ Voodoo gehandelt hat, kann ich natürlich nicht beurteilen. Laut Wikipedia ist Voodoo eine afrikanische Erfindung, deren Ursprünge im heutigen Nigeria bzw. Benin liegen. Möglich ist jedoch, dass diese Religion über Handelsbeziehungen ins damals hellenistische Ägypten gelangte und von dort nach Europa transportiert wurde.
Tradition bis ins Mittelalter
Was ich vor allem interessant finde, dass sich die Fluchtäfelchen und die Voodoo-Puppen bis ins Mittelalter gehalten haben. Die Püppchen sind unter dem Namen „Atzmänner“ bekannt. Die Fluchtafeln wurden in der Mittelalterarchäologie lange übersehen; ihre Bedeutung und Verbreitung wird erst in jüngerer Zeit systematisch aufgearbeitet. Hierzu war schon vor einiger Zeit ein Artikel in der SZ erschienen, den ich mit großem Interesse gelesen hatte: Mit geheimen Formeln gegen das Böse.
Sowohl die Bleitäfelchen, als auch die Atzmänner stehen im Mittelalter ganz selbstverständlich im christlichen Kontext. Aber die Parallelen sind zumindest für mich als Schriftstellerin hochgradig spannend.
Spannend, dass es diese Einflüsse nach Europa geschafft und dort „eingebaut“ wurde. Danke, dass du deine Entdeckungen mit uns teilst.
Ich finde am Christentum ja gerade die „magischen Aspekte“ sehr spannend. Hier findet man dazu auch ein paar interessante Details, falls du die Seite noch nicht kennst: http://bit.ly/1UtETSd
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Uii, dankeschön! Die Seite kannte ich tatsächlich noch nicht, obwohl mich das Thema immer wieder beschäftigt.
Deshalb werde ich wohl auch noch häufiger darüber bloggen.
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Super, dann kann ich mich ja auf weitere Posts dazu freuen 🙂
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